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Unter Knochen - Die Geschichte des Monsieur Mardi-Gras Aschermittwoch/Band 1/Willkommen!/erschienen im Verlag Thomas Tilsner (Speed XXL)

von Eric Liberge

Victor Tourterelle ist durch einen dummen Unfall ums Leben gekommen. Nun finden sich seine Knochen in einer öden Gegend wieder, die weder dem ähnlich ist, was er sich unter dem Himmel oder der Hölle vorgestellt hat. Wo ist er gelandet? Als ihn ein Postbote seinen neuen Namen, der nur seinen Todeszeitpunkt wiederspiegelt, und sein post-mortales Gutachten gibt, weiß der nun Mardi-Gras Aschermittwoch Genannte immer noch nicht viel mehr über sein neues Dasein. So begleitet er den Postboten 23 in die große Stadt. Dort angekommen, zeigt der Ankömmling überhaupt keine Spur von Anpassungsvermögen. Immer fragt er nach Dingen, die einem Lebenden viel bedeutet haben, so zum Beispiel nach Kaffee und kommt deshalb ziemlich schnell in große Schwierigkeiten. Und um noch mal kurz auf den Kaffee zurückzukommen, der wirklich für die Lebenden wichtiger zu sein scheint als ihre Geliebten und Familienangehörigen (und denkt mal selbst nach, wem ihr, meine lieben Leser, direkt am Anfang eines neuen Tages eure ersten Gedanken widmet), davon werden kostbare Tropfen aus dem Inneren des Totenschädels eines Neuankömmlings gepreßt, dieser Kaffee besitzt außerdem auch einen ziemlichen hohen Anteil der menschlichen Seele, was ihn für seinen Besitzer ziemlich wertvoll macht und dessen Verlust nur schwer zu verkraften ist. Eigentlich hat das Leben nach dem Tode auch seine Vorteile (wenn man sich halt mit seinem Ableben abgefunden hat), denn ein Knochenmann kann essen und trinken was er will und dies ist von ziemlich hohen Wert, wenn alles, was es zu essen und trinken gibt, aus Abfallresten der echten Welt gefertigt wird. Um noch einmal kurz auf unseren tragischen Helden zurückzukommen, dessen seltsames Benehmen und die Tatsache, daß er zu Lebzeiten als Kartograph tätig war, lenkt das Interesse einer sich erst im Hintergrund aufhaltenden Gruppierung auf ihn. Was haben diese mit Mardi-Gras Aschermittwoch vor?

Eric Liberge hat sich etwas wirklich Originelles ausgedacht. Er zeigt uns eine ganz neue Version vom Leben nach dem Tode und diese ist wirklich ganz plausibel dargestellt. Die Menschen landen als Knochengerüste in einer großen Stadt und können nur wirklich die Dinge mit in diese Welt nehmen, die ihnen zu Lebzeiten am allerwichtigsten waren. Schon diese Grundidee alleine gibt genug Stoff für ein paar gute Geschichten. Wir dürfen aber miterleben, wie ein Neuankömmling die Regeln durchbricht und damit vielleicht so etwas wie eine Revolution auslöst. Denn vielleicht verbirgt sich hinter dieser doch recht trostlosen Welt noch etwas anders. Die Schwarzweißzeichnungen sind einfach klasse und Eric Liberge weiß wirklich, wie er Skelette zu zeichnen hat, außerdem hat er ein gutes Gespür für Seitenaufbau und den Einsatz von Licht. Hinzu kommt, daß er den für diese Geschichte nötigen Humor mitbringt und wir freuen uns schon jetzt auf weitere neue Erkenntnisse aus der Welt der Knochen.