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Kunz, erschienen 1999 bei Carlsen
von Andreas Dierßen
Da gibt es drei Geschichten und eine Person, die in allen mitspielt.
Sein Name ist Kunz und er ist Detektiv. Er ist die Figur, die in jeder
der Geschichten mitspielt, die in einem Band enthalten sind, der seinen
Namen trägt. Kunz ist aber nicht die Hauptfigur, die Hauptfiguren sind
die Opfer.
So lautet neben "Hölle" und "Rache" auch der Titel einer der drei Geschichten.
Die Geschichten spielen in Hamburg, was schon eine Besonderheit ist. Hamburg
= Deutschland, Deutschland = Deutscher Comickünstler und Autor. Dieser
Autor heißt Andreas Dierßen und er macht seine Arbeit wirklich gut. Er
präsentiert düstere Geschichten und wie gesagt, sie handeln von Opfern.
Da ist ein Vater und Ehemann, der alles verliert. Da ist ein Mädchen aus
einer schrecklichen und nicht netten Familie und da ist ein Stricher,
der nichts anders tun kann, als dem zu begegnen, der ihm seinen nächsten
Schuß besorgen kann. Ein Opfer ist aber irgendwie auch Kunz. Er hat mit
den drei Opfern zu tun und auch mit denen, die sie zu Opfern gemacht haben.
Kunz hat einen Traumjob. Wenn man Alpträume mag. Dies sind also keine
normalen Detektivgeschichten. Der Täter ist leicht zu finden oder er stellt
sich selbst. Der Täter ist dann meistens auch Opfer und will dann, weil
ihm andere zum Opfer gefallen sind, daß es aufhört. Die Welt scheint in
diesen Geschichten keine sehr schöne zu sein. Die Welt, in der Kunz lebt,
ist wirklich nicht schön. Wer aber auf meist wortlose Geschichten steht,
die auch nicht allzuviele Wörter benötigen, um erzählt zu werden und hinabsteigen
will in diese Welt, den kann dies nicht verübeln. Diese Geschichte macht
auch noch sehr viel mehr Sinn, als vieles, das wir an Geschichten in anderen
Comics zu sehen bekommen. Die Realität ist eben doch manchmal interessanter
als irgendeine bunte und unglaubwürdige Actionfantasy. Leider gibt solche
Geschichten immer noch viel zu selten. Komischerweise ist dieser Band
nicht als erstes in Deutschland verlegt worden. Vorher wurden die Geschichten
nämlich in Japan in einem Sammelsurium von Geschichten mit Namen "Morning"
herausgebraucht. Auch Trondheims "Fliege" ist diesen Weg übrigens gegangen.
Manchmal haben sogar die Japaner also Geschmack an guten Geschichten.
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