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Gaston (1)
Reporter: Als Redakteur in einem Comicverlag zu arbeiten, was sind
da ihre Aufgaben?
Redakteur: Ich bin verantwortlich für die Leserpost und habe leitende
und überwachende Funktionen. Ich bin das Bindeglied zwischen der Verlagsführung
und den Mitarbeitern.
Reporter: Ist dies eine schwere Aufgabe?
Redakteur: Nun ja. Ich glaube schon, daß nicht jeder für diese
Aufgabe geschaffen ist. Aber eigentlich ist dies eine einfache Arbeit.
Wenn da nicht gewisse Mitarbeiter wären, die einem das Leben zur Hölle
machen würden.
Reporter: Meinen Sie da eine Person im ganz Besonderen?
Redakteur: Ja. Da ist einer, ich will hier keine Namen nennen,
der mich manchmal mit seinen Verrücktheiten geradezu direkt in den Wahnsinn
treibt. Also wenn sie jemanden hier sehen, der eine alte hochgekrempelte
Jeanshose und einen grünen Rollkragenpullover trägt, halten sie zu ihm
bitte Sicherheitsabstand oder verlassen sie so schnell wie möglich das
Haus.
Reporter: Können Sie uns einige dieser Verrücktheiten nennen?
Redakteur: Also, ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll. Nun,
zum Beispiel gab es da einen Zwischenfall, da hat die betreffende Person,
die am Anfang nur total verwirrt in unserer Redaktion herumstand, versucht,
Papier mit einem Hilfsmittel aufzusammeln. Das Ding, mit dem er das Papier
aufgabelte, hatte eine Spitze. Und nun raten sie mal, wer das Teil einen
Augenblick später im Schuh stecken hatte? Dann machte er aus der einfachen
Beschäftigung des Nußknackens eine ganze Reihe von unglaublichen Aktionen,
die Verwüstung und Unordnung stifteten. Dann hat er sich auf Eßkastanien
spezialisiert und wissen sie, wo er diese dann auf einem Grill gelegt
hat? Ja, in seinem Büro. Dann schickte ich ihn zum Schneeräumen nach draußen
und er erledigte die Aufgabe mit einem Staubsauger und setzte damit die
gesamte Redaktion unter Wasser. Dann ölte er mal alle Gegenstände aus
Metall mit Sekundenkleber und immer bastelt er an irgendwelchen seltsamen
Erfindungen, wie zum Beispiel Raketen, automatischen Aktenschränken, Gehhilfen
bei Glatteis usw. Er übte sogar mal campen im Büro, mit allem drum und
dran. Ich will ja nicht behaupten, daß er das alles mit Absicht macht,
aber manchmal ist er geradezu bösartig. Gut, ich bin auch nicht immer
nett zu ihm gewesen, aber was glaubt der auch alles hier abziehen zu können?
Sie glauben ja gar nicht, in was für Peinlichkeiten er uns schon gebracht
hat. Er züchtete sogar mal Bienen in seinem Büro, da habe ich sein Büro
verbarrikadiert. Was blieb mir denn anderes übrig? Dann übt er immer an
irgendwelchen Instrumenten und denkt sich seltsame Sachen aus. Also wirklich.
Reporter: Das klingt doch alles sehr lustig?
Redakteur: Lustig. Für Außenstehende vielleicht. Also, für eine
Cartoon Reihe würde er sich wirklich gut machen. Doch ich bin da immer
der Leidende. Nach lachen ist mir da gar nicht mehr zu Mute.
Reporter: Ist das da der Mann? Redakteur: Ja.
Reporter: Na, dann beende ich hiermit das Interview. Redakteur:
Ich dachte, er wäre lustig?
Reporter: Wie sie schon sagten, ich sehe mir das lieber mit nötigen
Sicherheitsabstand an.
Redakteur: Ja, gehen sie nur. Sie müssen ja nicht hier arbeiten.
Das Interview mit Fantasio führte Jörg Kluge.
Marsu Productions Präsentiert: Gaston - die gesammelten Katastrophen
in 18 Bänden.
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