Zurück zum
Anfang

Link zur Ausgabe #2, #3, #4, #5, #6

Rächer aller Zeiten #1, erschienen 2000 bei Marvel Deutschland (Marvel Millennium)

Autor: Kurt Busiek, Zeichner: Carlos Pacheco

In einer fernen Zukunft wird die ganze Bevölkerung eines Planeten von den Rächern für ein Verbrechen bestraft, das nur von zwölf Wesen aus ihrem Volk begangen wurde. Die Rächer oder besser gesagt eine Rächer-Armee wird von Rick Jones angeführt. Die Gegenwart. Die Rächer bringen einen kranken Freund in eine Festung, die in der Blauen Region des Mondes liegt. Vor kurzem noch planten die Kree von hieraus einen Eroberungsfeldzug, nun wird hier von Mitgliedern der Organisation namens S.H.I.E.L.D. unter großen Aufwand ein einziger Gegner gefangengehalten. Es handelt sich dabei um die Oberste Intelligenz, einen mächtigen organischen Super-Computer, der einst über ein großes Imperium herrschte. Die Rächer befehlen der Obersten Intelligenz, sich um den kranken Rick Jones zu kümmern, da dieser unter einer Krankheit leidet, die große Ähnlichkeiten mit einer Kraft aufweist, die ihm einst durch den Super-Computer übertragen worden war. Nach einer kurzen Diskussion stimmt die Oberste Intelligenz zu, einen Versuch zu starten, um herauszufinden, was mit Rick Jones los ist. Als die Rächer weg sind, tritt plötzlich eine andere Gestalt zu dem Gefangenen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. An einem Ort fern der Realität bemerkt ein Wächter der Zeit, daß es nötig geworden ist, daß er in den weiteren Verlauf der Gegenwart einschreitet. Er schickt einen seiner Handlanger los, um das Ende der Realität zu verhindern. Doch dabei will ein anderer nicht tatenlos zusehen und im weiteren Verlauf dieses Konfliktes werden alte und zukünftige Mitglieder der Rächer eine wichtige Rolle spielen.

Genau solche Geschichten braucht es, um den Zauber zu entfachen, der nötig ist, damit die Leser einer Geschichte, in der allmächtige Helden gegen fast überirdische Wesen kämpfen, zufrieden sind. Da muß es um mehr gehen als um die Bekämpfung von Terroristen oder gemeinen Verbrecherorganisationen. Es muß etwas Außergewöhnliches und Übergroßes sein, daß den Helden zu schaffen macht. Da muß der Ablauf der Zeit angehalten werden und es muß nur in einer kleine Zeitblase möglich sein, einen Kampf auszufechten, in dem Armeen aus der gesamten Weltgeschichte gegen einen einzigen Krieger aus der Zukunft kämpfen. Ich glaube, es war in dem Film "Unbreakable", daß ein von Samuel L. Jackson gespielter Comicexperte die Geschichten der Superhelden mit denen der alten Sagen und Legenden verglichen hat. Genau solche neue Legenden haben wir damals von Stan Lee und Jack Kirby bekommen und nun erzählen Kurt Busiek und Carlos Pacheco uns eine genauso tolle Geschichte. Und das Schöne daran ist, daß man auch noch Platz gefunden hat, um auf die Personen hinter den Masken einzugehen. Also ist es doch noch möglich, gute Rächer-Geschichten zu erzählen.

Rächer aller Zeiten #2, erschienen 2000 bei Marvel Deutschland (Marvel Millennium)

Autor: Kurt Busiek, Zeichner: Carlos Pacheco

Es gibt mächtige Kriegsherren, die es geschafft haben, die Brücke der Zeit zu überwinden. Einer dieser Zeitreisenden ist Kang, der Eroberer, der schon mehrmals gegen Helden wie die Fantastischen Vier und die Rächer gekämpft hat. Irgendwann wurde aus Kang Immortus, der Meister der Zeit und da es sich dabei um ein und dieselbe Person handelt, kann es sogar sein, daß sich Kang und Immortus, der ja in der Zeit herumreisen kann, treffen und sich sogar bekämpfen. Und in genau diesen Kampf sind nun Mitglieder der Rächer, die wiederum aus unterschiedlichen Zeitebenen stammen, hineingeraten. Da eindeutig Kang das kleinere Übel zu sein scheint, schlagen sich Wasp, Captain America, Hawkeye, Yellowjacket, Goliath, Captain Marvel, Songbird und der mysteriöse Libra auf dessen Seite, dabei müssen sie ein Ziel im Auge behalten. Sie müssen Rick Jones, der aus ungeklärten Gründen zum Spielball mächtiger Kontrahenten wurde, beschützen. Und so kommt es in der Festung Chronopolis zu einem gewaltigen Kampf, bei dem es Immortus auf das sogenannte "Herz der Ewigkeit" abgesehen hat.

Die Geschichte wird erst in der zweiten Hälfte, nach dem Kampf wieder etwas erklärbarer, denn dann müssen sich die Rächer aufteilen, um den Schaden, den Immortus in verschiedenen Zeitebenen der Weltgeschichte anrichtet, wieder in Ordnung zu bringen. So achtet man vor allem in dieser Ausgabe auf die hervorragenden Zeichnungen von Carlos Pacheco, der all die doch teils konfusen Handlungsstränge glanzvoll und mit dem Können eines wirklich talentierten Zeichners zu Papier bringt.

Rächer aller Zeiten #3, erschienen 2000 bei Marvel Deutschland (Marvel Millennium)

Autor: Kurt Busiek, Zeichner: Carlos Pacheco

Die Rächer haben sich aufgeteilt und Rick Jones betrachtet aus einer als Sphinx getarnten Zeitmaschine heraus, was die einzelnen Teams machen. Die einen hat es in eine Zukunft verschlagen, in der die Menschheit fast von den Marsianern ausgerottet wurde. Nur mit größter Härte gelingt es, die Eroberer zu vertreiben. Nun sinnt der Anführer des Widerstandes nach Rache. In der jüngeren Vergangenheit hat ein Skrull die Identität des Vizepräsidenten Nixon angenommen und die in dieser Zeit aktiven Rächer versuchen diesen auch noch zu beschützen. Noch weiter in der Vergangenheit scheint alles wieder in Ordnung gebracht worden zu sein. Zwar baut Kang dort an einer mächtigen Maschine, doch ist sich das dort angekommene Rächerteam sicher, daß alles nun von selbst in Ordnung kommen wird. Leider wird ihnen aber der Rückweg in die Sphinx schwergemacht, da Kang ihnen den Zugang versperrt hat. Außerdem stellen die einzelnen Teams fest, daß Immortus überall in den Zeitlinien Agenten versteckt hat und auch damit hat sich Immortus als Meister des Unmöglichen hervorgetan, da es von seinen Agenten eigentlich nur ein einziges Exemplar gibt, überall aber mehrere davon aktiv zu sein scheinen. Außerdem beginnt Immortus damit, einzelne Zeitströme auszulöschen und damit ist auch das Leben einiger Rächer in größter Gefahr.

Weiterhin wird hier meisterlich dargeboten, was mit übergroßen Helden, die auf eine lange Geschichte zurückblicken können, alles zu machen ist. Kurt Busiek und sein Partner Roger Stern, der zusammen mit Busiek an dieser Geschichte gefeilt hat, lassen dabei auch noch beachtlich viel Platz, um auf die verschiedenen Charaktere einzugehen.

Rächer aller Zeiten #4, erschienen 2000 bei Marvel Deutschland (Marvel Millennium)

Autor: Kurt Busiek, Zeichner: Carlos Pacheco

Die Rächer starten von der Sphinx aus eine Reise, auf der sie ins Limbo und damit direkt in die Festung von Immortus gelangen. Damit Rick keiner weiteren Gefahr ausgesetzt wird, lassen sie ihn aber gegen seinen Willen zurück. In der Festung angekommen und auf der Reise dorthin müssen sich die Rächer ihrer langen gemeinsamen Vergangenheit stellen. Aber eigentlich nutzt ihnen dieser Vorstoß ersteinmal nicht viel, da sie sofort feststellen, daß sie gegen Immortus hier keine Chance haben. Außerdem werden sie gezwungen, Yellowjacket in Immortus Gewalt zurückzulassen. Wieder zurück in der Sphinx stellen sie fest, daß Rick verschwunden ist und daß Hawkeye etwas sehr Wichtiges aus der Festung mitgenommen hat. Danach offenbaren sich Dinge, die beweisen, daß Immortus seit den Anfängen der Rächer ständig seine Hände mit im Spiel hatte, da er verhindern mußte, das die Rächer jemals in die Geschichte des gesamten Universums eingreifen. Denn wenn die Rächer anfangen würden, das All zu kontrollieren, würde dies das Gleichgewicht der Dinge im All für immer verändern und die Menschheit würde zur größten Gefahr allen außerirdischen Lebens.

Daß Kurt Busik ein Comicnarr im besten Sinne ist, war ja schon lange klar. Wie gut er aber die Geschichte der Rächer studiert hat und wie er dieses nutzt, um nun Dinge zusammenzufügen, die bisher nie zusammengehörten, ist schon absolut beeindruckend. Manche Leser könnten sich aber auch betrogen fühlen, da sie merken, wie einfach es ist, Tatsachen zu verdrehen, nur um sie für eine neue Geschichte zu mißbrauchen. Ich glaube aber, daß diese Puristen eine Minderheit darstellen, da sich sonst ja kein Autor mehr trauen könnte, Ereignisse, die ein Vorgänger geschrieben hat, zu benutzen, um die Charaktere auf einen neuen Weg zu führen.

Rächer aller Zeiten #5, erschienen 2000 bei Marvel Deutschland (Marvel Millennium)

Autor: Kurt Busiek, Zeichner: Carlos Pacheco

Erst einmal erfahren wir ziemlich viel über das lange Leben von Kang, dem Eroberer und seinem langen Kampf gegen die Helden des zwanzigsten- und einundzwanzigsten Jahrhunderts. Natürlich erleben wir auch die Höhepunkte seiner Auseinandersetzung mit seinem zukünftigen eigenen Ich namens Immortus mit und wie seine Liebe zu Ravonna ihm etwas Menschlichkeit zurückgab. Doch Kang, der große Krieger und Zeitreisende, ist nun bereit, Immortus endgültig zu stoppen und wie es das Schicksal gerade so will, kommt ihm da Rick Jones gerade recht, der durch die mysteriöse Schicksalsmacht vielleicht in der Lage ist, Immortus zu besiegen. Deshalb ist seinerseits Immortus angetreten, um unter der Beobachtung der Zeitwächter Rick Jones zu beseitigen. Dies aber wollen die Rächer nicht zulassen und genauso wenig können sie es dulden, daß die Zeitwächter planen, ganze Zeitlinien zu löschen, um dadurch die Zukunft der Menschheit zu manipulieren.

Es hat sich gelohnt, die Abenteuer der vielen Marvel-Superhelden über so viele Jahre zu verfolgen. Kurt Busiek gibt all diesen Geschichten mit dieser ausgeklügelten Geschichte einen tieferen Sinn. Und Carlos Pacheco ehrt mit seinen Zeichnungen all die Geschichtenerzähler, angefangen bei Jack Kirby und Stan Lee, die die Geschichten dieser Helden geschaffen haben.

Rächer aller Zeiten #6, erschienen 2001 bei Marvel Deutschland (Marvel Millennium)

Autor: Kurt Busiek, Zeichner: Carlos Pacheco

Die Wächter der Zeit entkommen den Rächern und Kang, nur um in der Festung am Ende der Zeit das vorzubereiten, was die Rächer unbedingt verhindern wollen. Die Wächter der Zeit planen mit Hilfe des Kristalls der Ewigkeit all jene Zeitlinien zu zerstören, in denen sich die Menschheit im Universum ausbreitet. Doch Rick Jones, der über die Schicksalsmacht verfügt, könnte nicht nur derjenige sein, der diesen Kampf ausgelöst hat, sondern auch derjenige, der ihn beenden kann. Doch vorher treffen alle Rächer aus allen Zeitlinien an diesem unwirklichen Ort im Kampf aufeinander und so kommt es am Ende zu der größten Konfrontation von Helden überhaupt.

Das Ende dieser Maxireihe ist wirklich ein einziges Kampfgetümmel mit nur recht wenig echter Handlung. Hier zählt nur noch die pure Macht der Phantasie und die Übersteigerung des ewigen Kampfes von Gut und Böse. Um mehr geht es ja eigentlich in Superheldengeschichten sowieso nicht, oder? Jedenfalls weiß man nach dem Ende dieser Serie, daß Carlos Pacheco genauso wie George Pérez dazu in der Lage ist, übergroße Superheldenopern zu zeichnen, in denen wirklich jeder Held mitspielen darf, der jemals bei Marvel das Licht der Welt erblickt hat. Und dies bedeutet nichts weniger, als daß dieser Zeichner alles zeichnen kann, was er nur will und dies ist noch immer eine Seltenheit. Kurt Busiek beweist mit dieser Serie, daß er ein Verrückter ist, der das Marveluniversum besser kennt, als viele Leute, die lange Zeit daran gebastelt und gewerkelt haben. Er sollte für alle Zeit zum Chefberater der Marvelredakteure ernannt werden.