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Witching Hour, erschienen im Dezember 2003 bei Verlag Thomas Tilsner/Speed

Autor: Jeph Loeb, Zeichner: Chris Bachalo

Es gibt immer noch Menschen, die sich mit Kräften auseinandersetzen, die sehr alt sind und die von vielen Menschen über die Jahrhunderte hinweg mißverstanden wurden. In der Gegenwart versucht eine Gruppe, die sich um die mysteriösen Ms. White und Mr. Gray scharren, diese alten Kräfte der Wicca immer noch dazu zu nutzen, um Menschen einen Wunsch zu erfüllen oder andere für ihre Fehlgriffe zu bestrafen. Dabei haben sie nicht immer Erfolg, da der Mensch, der mit diesen Kräften gesegnet wird, immer noch eine wichtige Entscheidung selber zu treffen hat. Und alles Glück, das er durch die Wicca erhalten kann, kann auch schnell wieder verloren werden. Die Entscheidung, ob man dem Horror des Alltäglichen entfliehen kann, liegt am Ende bei einem selbst. Auch die Wicca wurden über die Jahrhunderte zu tiefgreifenden Entscheidungen gezwungen.

"Witching Hour" ist ein modernes Märchen, das die Vielzahl von Geschichten, die in ihm stecken, erst nach und nach erzählt. Dies führt zu Anfang zu einigen Irritationen, da man sich als Leser erst einmal auf keinen richtigen Handlungsstrang konzentrieren kann. Trotzdem findet sich auf jeder Seite so viele optische und Textinformationen, daß man sich einfach darauf einläßt, da schon so mancher schlaue Satz und so manche gekonnte Bilderfolge ersteinmal ausreicht, um einen weiter blättern zu lassen. Irgendwann wird man dann aber über das Leben einer Hexe informiert und es gelingt einem, die Erzählebenen zu sortieren und dann macht die Geschichte wirklich Spaß. Sicherlich könnte man die Geschichten, die hier auf 160 Seiten erzählt werden, auch schneller erzählen. Doch da Chris Bachalo ein Zeichner ist, der es schafft, visuelle Glanzpunkte auf jeder Seite zu verstecken und Jeph Loeb einfach ein geborener Erzähler ist, der wie kaum ein anderer dazu in der Lage ist, sich in seine Charaktere hineinzuversetzen, hätten wir nach der Lektüre kaum auf nur eine Seite verzichten wollen. Wer aber eine echte Horrorgeschichte sucht, könnte ein wenig enttäuscht werden, da es wie bei so vielen Sandman-Geschichten und auch anderen Reihen, die unter dem Vertigo-Label erschienen sind, auch in diesem Comic meist nur um unseren ganz persönlichen Horror geht. Doch finde ich persönlich es auch sehr viel interessanter, mit dieser düsteren und immer spürbaren Seite unserer Zivilisation konfrontiert zu werden, als mit irgendeinem Fantasywesen, das einfach nur böse ist, weil es halt nicht anders kann.