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Die Macht der Vorsehung

Destiny - a Cronicle of Death fortold - eine dreiteilige Prestige Mini Serie aus dem Hause Vertigo/DC Autorin: Alinsa Kwintney, Zeichner bei allen drei Ausgaben (Rahmenhandlung): Kent Williams, Zeichner Ausgabe 1: Michael Zulli, Zeichner Ausgabe 2: Scott Hampton, Zeichnerin Ausgabe 3: Rebecca Guay.

Die Geschichte, die hier in drei Abschnitten erzählt wird, rankt sich weniger um die Gestalt des Endlosen Destiny, den die Leser der Serie "The Sandman" kennen, mehr geht es um einen viele Jahre umherziehenden Reiter namens John Ryder. Dieser hat ein schweres Schicksal auf seinen Schultern ruhen. Er, der als unehelicher Sohn eines Soldaten und einer Hure geboren wurde, sollte eine der schrecklichsten Aufgaben übertragen werden, die es überhaupt zu lösen gibt. Doch schauen wir erst einmal weiter in das Leben des John Ryder hinein. Es war die Zeit, in der Konstantinopel noch Byzanz genannt wurde und als ein zweites Rom bekannt war. John Ryder wuchs bei seinem Vater auf. Als dieser starb, zog es John zu seiner Mutter. Diese war mittlerweile zur neuen Königin der Stadt geworden. Ihre Vergangenheit mit Johns Vater war für sie eine längst vergessene Sache, doch plötzlich hatte sie einen Traum. In diesem sah sie eine von Kutte und Kapuze eingehüllte Gestalt auf sich zu kommen. Diese Gestalt (Destiny) erzählte ihr, daß sie einen Sohn haben wird und daß sie Herrscherin wird. Ihr neuer Gatte, der König, sah das als gutes Zeichen und hoffte nun mehr denn je auf einen Nachfolger für seinen Titel. Doch statt eines Kindes stand plötzlich John Ryder vor der Königin und sagte, daß er ihr Sohn sei. Wie konnte sie John am Hofe einführen? Wie sollte sie einen Bastard öffentlich vorstellen? So läßt sie ihren Bastard in einem Kellerlabyrinth unter der Feste einsperren. Dann kam die Pest, der Schwarze Tod, nach Byzanz. Und unter den ersten Opfern war auch der König. Doch seine Gemahlin gab nicht auf, wußte sie doch, daß sie ohne ihren Mann nichts Wert ist. Sie rief Constantine zur Hilfe, einen Ehrenmann, der sich mit dem Okkulten beschäftigte (ein weiterer Vorfahre von John Constantine), dieser sah eine Beschwörung eines Dämons als letzte Rettung für den König.

Wie diese Geschichte ausgeht, müßt ihr schon selbst lesen. Über die Zeichner läßt sich aber einiges sagen. Michael Zulli, Zeichner der ersten Geschichte, ist erkennbar dem klassischen Comic verbunden ist. Er ist aber mit einer größerer Strichfertigkeit und Eleganz in den Bildern als das restliche Mainstreamzeichnereinerlei ausgerüstet, (verwandt im Stile mit einem Barry Winsor Smith). Im zweiten Band folgt ihm dann Scott Hampton (ein Maler, bei dessen Kunst, wenn ich diese erblicke, ich mich frage, warum Zeichner seines Formates es nötig haben, Comics zu zeichnen) und als Letzte tritt dem Reigen um Tod und Vorahnung Rebecca Guay bei, die genauso wie Hampton mit Kreide und Pinsel und anderen Kunsthandwerkszeug umzugehen weiß. Dem Leser, den ich um dieses Vergnügen nicht bringen will, welches ein höllisches ist und auch wärmsten Fans guter Gothicliteratur zu empfehlen ist, soll hier nichts weiteres verraten werden.

Doch noch ein paar Worte zu der Rahmenhandlung, die von Kent Williams (noch so eine verlorene Künstlerseele, die ganze Gemälde für Comicgeschichten entwirft) gemalt wurde und uns in eine nicht allzu ferne Zukunft führt. Es ist die neue Blütezeit der Pest. Die wenigen Überlebenden beobachten sich mißtrauisch und scheinen nur darauf zu warten, daß der Nächste von ihnen fällt. Die wenige Zeit zusammen verbringen sie in der Kirche. Doch plötzlich taucht ein Fremder auf, der erst aus Sicherheit in Isolation gehalten wird, dann läßt man den Fremden, der sich einer Witwe und deren Pferd sehr schnell nahe fühlt, auch in das Haus Gottes ein und er fängt an, ihnen die eine oder andere Geschichte zu erzählen. Er liest diese von herausgerissenen Seiten eines Buches ab. Es sind Geschichten von unerfüllter Liebe, von Ehrenmännern, die an zu großen Aufgaben scheitern und vom Tod, der am Ende zum wichtigsten Teil seiner Geschichten wird, nämlich dann, wenn die Pest sich den Menschen annimmt und sie verzerrt. Viel über Destiny erfährt man nicht, nur daß auch er das Geschick der Menschen mitsteuert und nicht nur Betrachter der Dinge ist, die da kommen. Diese Prestigecomics sind wohl Höhepunkte der Nachfolgeproduktion zur Serie "The Sandman". Düstere Geschichten, die einen nicht mehr loslassen und lange nachhallen. Dabei steht die Geschichte auch den Bilder in nichts nach. Ein echtes Bravourstück.